Forellen in der Alster haben es nicht leicht: Das Lückensystem der Kiesbetten, das ihnen als Kinderstube für ihren Nachwuchs dient, wird durch die hohen Sandfrachten schnell verstopft. Im Oktober starteten wir erste Versuche zum Entsanden ausgewählter Kiesbänke.
Kies als wichtiges Hartsubstrat
Seit 2011 werden an der Hamburger Alster jedes Jahr künstliche Kiesbetten angelegt, seit 2012 im Rahmen des Projektes Lebendige Alster. Diese Kiesbetten sollen unter anderem Forellen als Laichplatz dienen. In der fließenden Alster wurden durch den Alster-Angelverein immer wieder Forellen in unterschiedlichen Alterstadien und Größen besetzt und später auch gefangen. Auch bei den regelmäßig durchgeführten Fisch-Monitorings der Behörde für Umwelt und Energie (BUE) werden Forellen gefangen. Ob sie sich selbst vermehren oder alle gefangenen Forellen auf Besatz zurückgehen, ist nicht bekannt.
Zu viel Sand für Forellen-Larven?
Durch die unnatürlich hohen Sandfrachten in der Alster verstopft das Lückensystem zwischen den Kieseln relativ schnell. Man spricht von Kolmatierung. Wie stark und wie tief die unterschiedlichen Kiesbetten im Lauf der Alster kolmatiert sind, soll in den kommenden Jahren untersucht werden. Sind die Sandeinträge so hoch, dass die Kiesbetten weder als Laichplatz für Forellen und Flussneunaugen noch als Lebensraum für wirbellose Kleinlebewesen, das sogenannte Makrozoobenthos, geeignet sind, müssen weitere Maßnahmen erfolgen: zur Reduktion der Sandfrachten sollen die Einträge ins Gewässer reduziert werden und Sand, der bereits im Fluss ist, durch angelegte Sandfänge aus dem System entnommen werden.
Will man diese eher mittelfristig wirksamen Maßnahmen kurzfristig unterstützen, kann man Kiesbänke, die bereits als Laichbetten genutzt werden oder die das Potenzial dafür haben, "umgraben" - im Jachjargon "Dekolmatieren".
Harken oder graben? Handarbeit oder Bagger?
Das Kiesbetten versanden ist ein natürlicher Prozess. Forellen oder auch Fluss- und Meerneunagen wühlen aus diesem Grund große Laichkuhlen in die ausgewählten Kiesbetten und sorgen so dafür, dass die Kinderstuben ihrer Nachkommen gut durchströmt sind. Sind Kiesbetten zu stark zusedimentiert oder stark bewachsen und durchwurzelt, schaffen die Tiere es nicht, ausreichend gut durchlüftete Laichbetten zu graben. Hier kann der Mensch unterstützen. Im Oktober wurde erstmals im Projekt Lebendige Alster versucht, mit händischer Arbeit Sand aus Laichbetten auszuwaschen. Die ersten Versuche haben gezeigt, dass man mit einer Grabe- oder Kartoffelforke ein Kiesbett ausreichend tief auflockern kann.
Arbeitsfeld für Aktionstage
Im kommenden Jahr wollen wir im Spätsommer ausgewählte Kiesbetten im Rahmen von Aktionstagen dekolmatieren. Wir hoffen insbesondere auf die Unterstützung des Alster Angelvereins. Seine Mitglieder nehmen zum einen seit Jahren an Lebensraum verbessernden Maßnahmen im Projekt Lebendige Alster teil und zum anderen sorgen sie durch den seit Jahren stattfindenden Besatz mit jungen Meeforellen dafür, dass es überhaupt Fische gibt, die als Rückkehrer im Oberlauf der Alster ablaichen wollen.